Allwetterreifen – sinnvolle Alternative oder unnütze Option?
In der Formel 1 würde niemand die gesamte Saison mit Allwetterreifen, den sog. Intermediates fahren. Im richtigen Leben spielen neben allzeit optimaler Haftung auch Kosten und Aufwand eine wichtige Rolle.
Allwetter- bzw. Ganzjahresreifen dürfen bei jeder Witterung gefahren werden und stellen einen Kompromiss zwischen Sommer– und Winterreifen dar. Im Prinzip handelt es sich dabei um Winterreifen, die auch im Sommer verwendbar sind. Aufgrund der weichen Gummimischung sind im Sommer Kraftstoffverbrauch und Abnutzung deutlich höher als bei reinen Sommerreifen. Kurz zusammengefasst funktioniert ein guter Sommerreifen unter warmen und ein guter Winterreifen unter kalten Bedingungen immer besser.
Welche Laufleistungen schafft ein Allwetterreifen?
Je nach Qualität des Herstellers kann es – wie bei den Spezialreifen auch – deutliche Unterschiede in der möglichen Laufleistung geben. Vielfahrer mit hohem Autobahnanteil erreichen unter Umständen nur 35.000 Kilometer, während Wenigfahrer im Stadt- und Landstraßenbetrieb 50.000 Kilometer zurücklegen können. Je höher die Geschwindigkeit, desto intensiver arbeiten die Reifen, wodurch sie sich stärker erwärmen. Das erhöht insbesondere bei sommerlichen Temperaturen den Reifenverschleiß. Dieser Effekt verstärkt sich mit zunehmendem Gewicht des Fahrzeugs noch weiter. Die Alterung der Gummimischung ist ebenso ein Thema bei Ganzjahresreifen. Nach 6 Jahren lassen die Eigenschaften spürbar nach, sodass über einen Wechsel unabhängig von der Laufleistung nachgedacht werden sollte. Insbesondere für gute Haftung bei Nässe und Schnee empfiehlt es sich, eine Profiltiefe von 4mm nicht zu unterschreiten, auch wenn die gesetzliche Mindestprofiltiefe bei 1,6mm liegt.
Sind Allwetterreifen tatsächlich wintertauglich?
Vor allem unter extremen Bedingungen, wie z.B. bei Eis und Schnee, bieten Allwetterreifen weniger Haftung. Ebenso muss man mit einer geringeren Fahrstabilität, längeren Bremswegen und lauteren Abrollgeräuschen rechnen. Mittlerweile sind nur noch Reifen mit dem Alpinsymbol (Berg mit Schneeflocke) gesetzlich für winterliche Straßenverhältnisse zugelassen. Eine M+S-Kennung allein reicht nicht mehr aus. Für bis zum 31.12.2017 hergestellte Allwetterreifen mit M+S-Kennung gibt es allerdings eine Übergangsfrist bis zum 30.09.2024.
Für wen lohnen sich Ganzjahresreifen?
Ganzjahresreifen lohnen sich in erster Linie für Menschen, die in Regionen mit milden Wintern und gemäßigten Sommern leben. Wenn Sie bei Schnee und Eis auf andere Verkehrsmittel umsteigen können, sind Ganzjahresreifen auch bei strengeren Wintern eine mögliche Option. Diejenigen, die selten weite Strecken zurücklegen und insgesamt geringe Laufleistungen erreichen, haben ein besonders geeignetes Nutzungsprofil für Allwetterreifen. Ist zu Hause kein Platz für die Lagerung eines zweiten Radsatzes vorhanden und wollen oder könne Sie den Reifenwechsel nicht selbst durchführen, sparen Sie sich neben der Anschaffung eines zusätzlichen Radsatzes anfallende Kosten für Lagerung und Wechselservice. Teilen sich die Laufleistung nicht auf zwei Radsätze auf, ist es zudem deutlich unwahrscheinlicher, dass Reifen mit noch gutem Profil einzig aufgrund ihres Alters ersetzt werden müssen. Das macht diesen Reifentyp auch interessant für gelegentlich bewegte Oldtimer.
Bei Sportwagen sind dagegen die schlechteren Fahreigenschaften für die meisten Kunden wahrscheinlich ein K.O.-Kriterium. Falls ihr Fahrzeug dazu neigt, die Reifen an eine der beiden Achse stärker abzunutzen, sollte auf ein Umstecken der Räder zwischen Vorder- und Hinterachse ein bis zweimal im Jahr auch mit Allwetterreifen nicht verzichtet werden. Damit können Sie diese Neigung ausgleichen und erreichen damit eine gleichmäßigere Abnutzung des Profils. Ansonsten müssten Sie in Kauf nehmen, die Reifen der angetriebenen Achse häufiger zu wechseln und auf der anderen Achse im Laufe der Zeit ältere Reifen zu fahren. Insbesondere leistungsstärkere Fahrzeuge ohne Allradantrieb neigen zu dieser ungleichmäßigen Abnutzung. Je sportlicher Ihr Fahrstil ist, umso ausgeprägter tritt dieser Effekt auf. Für Fahrer/innen von Klein- bis Mittelklassewagen aus urbanen Gebieten mit schneearmen Wintern, die im Zweifel auf andere Verkehrsmittel zurückgreifen können und insgesamt wenig Kilometer zurücklegen, wird die Kostenersparnis von Ganzjahresreifen mit vertretbaren Einschränkungen erkauft.
Was kosten Ganzjahresreifen im Vergleich zu Sommerreifen?
Der Preis ist in erster Linie von der Reifendimension abhängig und variiert auch je nach Hersteller bzw. Qualität. Ganzjahresreifen sind tendenziell geringfügig teurer in der Anschaffung als vergleichbare Sommerreifen. Der Preisvergleich ist mit Vorsicht zu genießen, da es bei Spezialreifen saisonal größere Schwankungen gibt, abhängig von Angebot und Nachfrage. Im Frühjahr sind Sommerreifen am teuersten während Winterreifen im September ihr Preismaximum erreichen.