Private Krankenversicherung
Im Gegensatz zu einigen anderen westlichen Industriestaaten herrscht in Deutschland Krankenversicherungspflicht. Diese gesetzliche Regelung zielt vor allem darauf ab, die Gesundheitsversorgung der Menschen in mittleren und unteren Einkommensgruppen zu gewährleisten. Für diesen Zweck wurde auch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) eingeführt, die in Deutschland auf eine fast 130-jährige Tradition zurückblicken kann. Hierzulande ist die Mehrheit der Bevölkerung Mitglied einer der gesetzlichen Krankenkassen.
Eine kleine Minderheit von etwa 10 % der deutschen Bevölkerung ist jedoch privat krankenversichert. In der privaten Krankenversicherung (PKV) können Beamte, Selbstständige, Freiberufler und Arbeitnehmer mit einem relativ hohen Jahreseinkommen aufgenommen werden. Dabei besteht auch für diese Bevölkerungsgruppen die Möglichkeit, freiwillig in einer gesetzlichen Krankenkasse Mitglied zu werden. Dennoch steigt die Zahl der privat Versicherten von Jahr zu Jahr.
Was sind die Ursachen für die Attraktivität der privaten Krankenversicherung? Der wichtigste Grund dafür, dass private Krankenkassen gutes Service anbieten können, liegt darin, dass sie im Gegensatz zu den herkömmlichen gesetzlichen Versicherungsunternehmen auf marktwirtschaftlicher Grundlage organisiert sind. Um im Wettbewerb auf dem Versicherungsmarkt zu bestehen, müssen private Krankenkassen ständig ihre Leistungen verbessern und Preise senken.
Dieser Umstand führt zu den konstant niedrigen Versicherungsbeiträgen bei der qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung, welche die privaten Krankenkassen sicherstellen können.
Die andere vorteilhafte Seite der privaten Krankenversicherung ist die freie Wahl der Versicherungskonditionen. Der Kunde einer privaten Krankenkasse kann sich entscheiden, was er versichern lassen will, unter welchen Bedingungen und zu welchem Preis. Viele Menschen beanspruchen das Gesundheitssystem nur selten oder gar nicht, sind aber trotzdem verpflichtet, krankenversichert zu sein.
Für solche Fälle bieten die privaten Krankenkassen günstigeren Tarif und Beitragsrückerstattung. Versicherungsbeiträge werden in der privaten Krankenversicherung unabhängig vom Einkommen bemessen und hängen nur mit dem früheren und aktuellen Gesundheitszustand des Kunden zusammen. Viele Leistungen, die gesetzliche Krankenversicherung nur teilweise oder gar nicht bezahlt, können von privaten Krankenkassen übernommen werden. Das gilt beispielsweise bei Kostenerstattung für Sehhilfen und Zahnersatz.
Private Krankenversicherung leistet einen erheblichen Beitrag zum medizinischen Fortschritt, indem sie sich aufgeschlossen gegenüber den innovativen Behandlungsmethoden zeigt.
Auch Sonderwünsche, wie z.B. Homöopathie oder sonstige Alternativen zur Schulmedizin können in den Versicherungsvertrag mit einer privaten Krankenkasse aufgenommen werden.
Der Erfolg der privaten Versicherungsunternehmen hat dazu geführt, dass bei der letzten Gesundheitsreform zahlreiche Ansätze für das nachhaltige und kostensparende Wirtschaften auch für die gesetzliche Krankenversicherung übernommen wurden. Dazu gehört beispielsweise die Abkopplung der Beitragssätze von der Einkommenshöhe. Seit Oktober 2009 wird von der Bundesregierung erwogen, den Wechsel von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung zu erleichtern, was mit Sicherheit zum weiteren Anstieg der Zahl der privat Versicherten führen wird.
